Frank Eilers.

“Wertschätzung, Vertrauen, Kommunikationskultur – das ist schon fast die ganze Miete!”

Im Dialog: Interview mit Frank Eilers, Experte für Digitalisierung

In der Interviewreihe “Im Dialog” sprechen wir mit Branchenexperten, interessanten Persönlichkeiten und Brother Partnern über aktuelle Marktentwicklungen und Trends. In der ersten Ausgabe erzählt uns der Digitalisierungsexperte Frank Eilers, warum Humor bei der Digitalisierung von Unternehmen so wichtig ist und wie Unternehmen ihre Mitarbeiter auf der Reise in die digitale Transformation mitnehmen können.

Eine Weltreise hat Frank Eilers Lebenseinstellung dramatisch geändert. Anstatt für eine klassische Karriere entschied er sich ganz nach dem Motto „Do what makes you happy” für ein Leben voller Experimente. Als Keynote Speaker auf Konferenzen, Tagungen und Events kann er sich tagtäglich mit seinen Hobbies befassen – Digitalisierung, Innovation und die Zukunft der Arbeit. Auch in seinem eigenen Podcast „Arbeitsphilosophen – Die Zukunft der Arbeit” kommen diese Themen zur Sprache. 
 
Herr Eilers, Sie haben auch als Stand-up Comedian gearbeitet. Warum ist Humor so wichtig, wenn man sich mit den Veränderungen der digitalisierten Welt auseinandersetzt?

Ich habe tatsächlich einige Jahre Stand-up Comedy gemacht und stand auf allen einschlägig bekannten Bühnen. Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem ich mich entscheiden musste. Stand-up oder Keynote? Mit ein bisschen Abstand und nach einer langen Stand-up Abstinenz sehe ich jedoch keinen großen Unterschied zwischen diesen beiden Genres. Ich möchte in meinen Vorträgen einerseits Freude und Spaß verbreiten, aber auch meine Inhalte platzieren. Man könnte sagen, dass in der Stand-up das Lachen auf Platz 1 stand und dann der Content kam. Heute ist es genau umgekehrt.

Für meine Arbeit ist der Humor aber dennoch von enormem Vorteil. Wenn man lacht, ist man zumindest für diesen einen Moment offen und positiv. Wir reflektieren, ordnen die Dinge neu und bekommen ein neues Verhältnis zu einem bestimmten Sachverhalt. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass ein positiver, humorvoller Umgang mit Veränderungen um Längen besser ist als Angst, Zwang und andere „negative“ Formen der Rhetorik. Veränderung macht auch mir manchmal Angst und sorgt für Bauchschmerzen. Der Humor hat aber schon mehrfach seine therapeutische Wirkung offenbart.

Jeder spricht über das Thema Digitalisierung. Warum fällt es vielen Unternehmen trotzdem so schwer, sich zu wandeln und zunehmend digitaler zu werden?

Es gibt sicherlich nicht die eine Antwort auf diese Frage. In meinen Beobachtungen tauchen jedoch immer wieder ähnliche Muster auf, die zumindest einen Teil des Bildes ausmachen:

Uns geht es ziemlich gut. Manche sprechen sogar von einer Wohlstandsträgheit. Wenn die Umsätze steigen und die Produktion ausgelastet ist, wird man nicht unbedingt an diesem Zustand zweifeln. Man genießt den Erfolg und ruht sich vielleicht auf diesen Lorbeeren aus. Menschen, die neue Perspektiven und Szenarien präsentieren, haben es daher sehr schwer. Es läuft doch alles! Leider ist der Erfolg oft trügerisch. Es gibt unzählige Beispiele, im Großen, wie im Kleinen, die das beweisen – etwa Nokia und Kodak, die wichtige Marktentwicklungen verpasst haben. Ich bin gespannt, welche populären Unternehmen diese Liste erweitern.

Ein weiteres Problem ist häufig die innere Struktur von Unternehmen. Wir sind Weltmeister der Produktivität und der Effizienz. Digitale Geschäftsmodelle, Plattformen und branchenübergreifende Wertschöpfung sind jedoch eine ganz andere Nummer. Perfektion, Berechenbarkeit und Sicherheit sind Attribute, die es dort nicht gibt. Das ist folglich eine komplett andere Kultur. Innovation bedeutet leider immer öfter Brainstorming-Sessions, Design-Thinking und Co. in einer extrem oberflächlichen Art. Das bringt gar nichts. Wer es ernst meint, sollte tiefer eintauchen und über völlig neue Arten der Arbeit, der Kommunikation, der Führung und der Zusammenarbeit mit Lieferanten, Partnern und Kunden nachdenken. Das ist sehr anstrengend, überhaupt nicht trivial und es gibt auch keine Schablone.

Was müssen Unternehmen tun, um digitaler und innovativer zu werden und nicht den Anschluss zu verlieren? Welche Risiken gibt es bei diesem Prozess? 

Ich würde jedem Geschäftsführer, jeder Führungskraft, aber auch jedem Mitarbeiter wärmstens ans Herz legen, die bisherigen Spielregeln auszuklammern und völlig neu zu denken. Ich bin mir sicher, dass in jedem Unternehmen digitale Geschäftsmodelle versteckt sind, die nicht gesehen werden, weil die „neuen Spielregeln“ nicht bekannt sind. Deshalb ist der Blick über den Tellerrand die einzige Möglichkeit das eigene Spielfeld zu verlassen und mit anderen Denkern, Lenkern und Kreativen in Kontakt zu kommen. Ich unterhalte mich sehr gerne mit Menschen, die nichts mit meinen Themen zu tun haben. In der Kombination ergeben sich immer wieder Dinge, auf die ich niemals selbst gekommen wäre. Überspitzt gesagt: Mir ist bewusst geworden, wie wenig kreativ und wie ahnungslos ich in Wirklichkeit bin. Das gilt auf der Meta-Ebene auch für Organisationen.

Was bedeuten die Veränderungen für die Zukunft der Arbeit und bestehende Arbeitskulturen? Wie sollten sich Führungskräfte dem Thema New Work nähern?

DigitalVerierungssexperte Frank Eilers Spritzt mit Mikro auf einer Bühne

Ich empfehle immer die X-Y-Theorie von McGregor. Was ist unser Menschenbild? Denken wir, dass Mitarbeiter faul sind, nicht arbeiten wollen und deshalb nur mit Zwang, Vorschriften und Kontrolle zu steuern sind? Oder sehen wir kreative, arbeitsfrohe Menschen, die alles für eine Organisation tun würden?

Die meisten Unternehmen haben das Menschenbild X. Innerhalb dessen brauche ich gar nicht mit New Work anfangen. Dann gibt es maximal einen Kickertisch und Cola für alle. Wenn ich jedoch den Menschen vertraue und Ihnen Verantwortung übertrage, werden diese es auch zurückzahlen. Wertschätzung, Vertrauen und eine Kommunikationskultur, die einer modernen Arbeitswelt gerecht wird. Das ist schon fast die ganze Miete.

Daran glaube ich ganz fest und es gibt auch hier ganz tolle Beispiele, die man unter anderem in „Reinventing Organizations” von Wirtschaftsphilosoph Frederic Laloux nachlesen kann. Wichtig ist: Ein solcher Wandel benötigt ein wenig Zeit. Am Anfang will niemand Verantwortung übernehmen, da es bisher auch nicht nötig war. Ein solcher Prozess kann Jahre in Anspruch nehmen. Es ist ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess.

Welche Fehler sehen Sie häufig, wenn Unternehmen versuchen New Work und digitale Transformationen in die täglichen Prozesse zu implementieren?

Viele Unternehmen bleiben an der Oberfläche. Das liegt vor allem daran, dass sich nicht genügend Zeit genommen wird. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass tolle Impulse, die hoffnungsvoll gestartet sind, einfach so ins Leere gelaufen sind. Die Begründung ist meistens: „Wir hatten keine Zeit dafür”. Operativ sticht immer! Das kann ich selbst bei mir feststellen. Wenn das Telefon klingelt und der Kunde etwas wissen möchte, antworte ich umgehend. Dabei wäre aber der Blogbeitrag für die Community vielleicht langfristig wirkungsvoller gewesen.

Mit welchen großen Trends im Bereich Arbeit 4.0 und digitaler Transformation können wir in den nächsten Jahren rechnen?

Blickt man 2-3 Jahre in die Zukunft, werden digitale Geschäftsmodelle und Plattformen weiter an Gewicht gewinnen. Ich glaube auch, dass neue technologische Entwicklungen wie die Blockchain „greifbarer werden“. In puncto Arbeit sind bei den Konzernen Vielfalt und Zweck ganz oben auf der Agenda. Bei kleineren Unternehmen wird es immer mehr Mitarbeiter geben, die Home-Office, Teilzeit und Co. in Anspruch nehmen werden. Eine Sache darf man nämlich nicht vergessen. Wenn wir über die Zukunft der Arbeit sprechen, reden wir über die unterschiedlichsten Unternehmen. Diese Vielfalt spiegelt sich dann auch in der Entwicklung wieder. Das ist aber völlig normal und gut.

Herr Eilers, herzlichen Dank für das spannende und aufschlussreiche Interview!


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