Vorverpacktes Gebäck in der Auslage Einer Konditorei, Markiert mit Nutri-Score.

Nutri-Score: Neuer EU-Maßstab für gesunde Produkte?

Wie viele gesunde Nährstoffe, aber in zu großen Mengen auch ungesunde Inhaltsstoffe wie Fette, Zucker und Salz sich in einem Produkt verstecken, sehen Verbraucher in der Regel nicht auf den ersten Blick. Und auch die Zutatenliste gibt in der Regel nur begrenzt Aufschluss über die Qualität der Nährstoffe, die wir mit den Produkten zu uns nehmen. 

Mit der fünfstufigen Nutri-Score-Skala wurde vor wenigen Jahren ein Vergleichsinstrument für Verbraucher in der EU eingeführt, das den Nährwertgehalt eines Lebensmittels angibt und so zu einem gesundheitsbewussten Ernährungsverhalten in der Bevölkerung beitragen soll. 

Der Hintergrund 

Die fünfstufige Skala mit je fünf Farben und Buchstaben wurde 2017 in Frankreich von unabhängigen, britischen und französischen Ernährungswissenschaftlern in Zusammenarbeit mit Verbraucherschützern und der Lebensmittelindustrie entwickelt und eingeführt – mit dem Ziel, die Qualität der Ernährung in der zunächst französischen Allgemeinbevölkerung zu erhöhen.

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Der Nutri-Score kann seitdem EU-weit freiwillig von Lebensmittelherstellern auf den Verpackungsetiketten genutzt werden: einige bekannte Hersteller haben sich zur Verwendung des Labels auf den Verpackungen sogar selbstverpflichtet, darunter u.a. Danone und Bofrost. 

Mehr Transparenz für Verbraucher 

Wer auf den Nutri-Score auf Lebensmitteletiketten achtet, kann die ernährungsphysiologischen Eigenschaften von Produkten schneller einschätzen – und sich für das gesündere Produkt einer Kategorie oder Produktgruppe entscheiden. So soll langfristig ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes vorgebeugt werden. 

Wie liest man die Nährwertqualität vom Nutri-Score ab? 

Um den Nutri-Score auf dem Etikett zu verstehen und damit die Nährwertqualität eines Produkts ablesen und einschätzen zu können, müssen sich Verbraucher lediglich an der Farbgebung nach dem Ampel-Prinzip und der Buchstaben-Kennzeichnung von A bis E orientieren. 

Eine Markierung im grünen Segment mit den Buchstaben A und B gibt an, dass sich das Produkt für den regelmäßigen Verzehr eignet und in der Gesamtschau besonders viele günstige Nährstoffe enthält. Dazu zählen vor allem Ballaststoffe, Proteine und Nüsse, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und bestimmte Öle, die einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zuträglich sind.

Zeigt der Nutri-Score dagegen den gelben oder sogar roten Bereich mit den Buchstaben C, D und E an, enthält das Lebensmittel im Schnitt überwiegend eher ungünstige Nährstoffe wie Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren oder es weist einen zu hohen Energiegehalt auf. Entsprechend sollen derart gekennzeichnete Produkte eher gemieden oder seltener und in Maßen verzehrt werden.

Der Berechnung für den Nutri-Score liegt ein Punktesystem zu Grunde, wonach für jedes Lebensmittel eine Gesamtpunktzahl von -15 bis +40 errechnet wird. Günstige Nährwerte erhalten Punkte im Spektrum 0 bis -5, wohingegen ungünstige Nährwerte mit Werten zwischen 0 und 10 eingestuft werden. Der Gesamtwert entspricht dann einer farbigen Stufe innerhalb der Nutri-Score-Skala und bezieht sich jeweils auf 100 g bzw. 100 ml eines Produkts.

Anwendung des Nutri-Scores in der EU

Obwohl das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bereits versucht hat, den Nutri-Score in Deutschland unter dem Motto „Einfach. Besser. Essen“ publik zu machen, ist die „Lebensmittelampel“ hier flächendeckend noch nicht so etabliert wie im Nachbarland Frankreich. Spanien, Portugal, Belgien und Luxemburg nutzen den Nutri-Score ebenfalls bereits, weitere EU-Länder haben dahingehend Empfehlungen ausgesprochen.

Der Nutri-Score ist somit im gesamten EU-Raum ein derzeit noch freiwilliges System zur einheitlichen Kennzeichnung der Nährstoffqualität – anders als z.B. die Nährwerttabelle, die zu den Pflichtkennzeichnungselementen auf der Vorderseite von Lebensmitteln in Deutschland gehört. 

Seit 2019 wird ausgehend vom EU-Verbraucherverband (BEUC) und den nationalen Verbraucherschutzverbänden die verpflichtende Einführung des Nutri-Score für die gesamte Europäische Union diskutiert.

Positive und kritische Stimmen

In Deutschland haben einige Organisationen, darunter der Lebensmittelverband Deutschland sowie die Verbraucherzentrale Hamburg bemängelt, dass der Nutri-Score nicht ausreichend präzise ist und z.B. keine Hinweise auf eine ökologische Erzeugung oder regionalen Anbau enthält. 

Umgekehrt wird dem Nutri-Score in Verbraucherumfragen zu Gute gehalten, dass er visuell eindeutig und leicht verständlich ist. Er trägt überdies dazu bei, dass Hersteller die Rezeptur ihrer Produkte überdenken könnten und eine gesündere Zusammensetzung bevorzugen. 

Was Hersteller wissen müssen 

Wer die Nutri-Score-Skala als erweiterte Nährstoffkennzeichnung auf den Etiketten seiner Produkte einführen will, muss sich bei der Santé Publique France als Markeninhaber registrieren und das Logo innerhalb von 24 Monaten auf 80 Prozent seiner Lebensmittelverpackungen aufdrucken lassen. 

Grundsätzlich wird der Nutri-Score als Kennzeichnung für alle verarbeiteten Lebensmittel wie Fertiggerichte, aber auch Getränke eingesetzt – mit einigen Ausnahmen wie alkoholischen Getränken, Tee und Kaffee. Bei Getränkeprodukten ändern sich die Kriterien zur Berechnung und auch bei Fetten und Proteinen gibt es einige Besonderheiten bei der Punktzahlermittlung zu beachten.

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